Wege des Expressiven

Baselitz, Lüpertz, Rainer und Zeitgenossen
Einblicke in eine Privatsammlung

01.04.2005 - 07.08.2005
Wege expressiver Kunst entwickelten sich in den vergangenen Jahrzehnten in verschiedensten Gestaltungsformen.

Gemälde, Aquarelle, Graphiken und Skulpturen aus einer süddeutschen Privatsammlung, die hier erstmals öffentlich gezeigt werden, spiegeln wichtige Phasen dieser neuen Ansätze und Strömungen expressiver Malerei in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie reichen von Werken, in denen Figürliches auf elementare, kraftvolle Bildformen reduziert ist, bis zu Bildern von konsequenter Abstraktion.

Einbezogen in die Präsentation dieser Sammlung sind insbesondere bedeutende Künstler wie Jean Dubuffet, der eine bewußt "kindliche" Bildsprache wählte und seine figürlichen Motive in schlichte, ungelenke Formen faßte, Georg Baselitz, der in "heftigem" Malduktus monumentale, auf dem Kopf stehende Bildfiguren nur in groben Umrissen und mit wenigen Binnenkonturen wiedergibt und arbeitet, um - nach seinen Worten - "neue formale Erfindungen zu machen", A. R. Penck mit seiner auf zeichenhafte Kürzel konzentrierten, archaisierenden Bildsprache in Bildern und Keramiken, Markus Lüpertz mit seinen vitalen, starkfarbigen Werken der Malerei und Skulptur und Sigmar Polke, der in spannungsvollen Punktrastern arbeitet, sowie Arbeiten von wegweisenden Künstlern der vergangenen Jahrzehnte wie Asger Jorn, Karel Appel, Jasper Johns, Ernst Wilhelm Nay, Arnulf Rainer und anderen, die vom Gegenstand losgelöst, abstrakte Formen und intensive Farben zu unmittelbarem, teils impulsiven Bildausdruck führen.

Wie einige Werke des frühen 20. Jahrhunderts veranschaulichen, knüpfen diese künstlerischen Gestaltungsformen an die Entwicklung des Expressionismus in den Jahren nach 1900 an, der in seiner entscheidenden Phase seit 1908 auch mit Murnau verbunden ist. In ihr überwand man die Darstellung der sichtbaren Natur und einer konventionellen Ästhetik und verstand den Ausdruck inneren Erlebens nun als Ziel schöpferischer Arbeit.In den Jahren vor 1910 hatte sich in Dresden die Künstlergruppe "Die Brücke" mit Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl gebildet, der sich auch Emil Nolde und Max Pechstein anschlossen. In München und Murnau hatten Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Alexej Jawlensky und Marianne Werefkin ihren neuen Weg zu einer ausdrucksstarken Malerei gefunden, die sich in Formen und Farben vom Abbild der Natur löste.

Wenig später und abseits dieser Gruppen schuf Max Beckmann eine Malerei, die existentielle menschliche Themen in gegenständlicher Bildform, doch verschlüsselt und in Metaphern formulierte. Die Ausstellung bietet die Möglichkeit, ein vielfältiges Spektrum expressiver Ausdrucksformen in Malerei und Skulptur anzusprechen, die sich sowohl im frühen 20. Jahrhundert wie in jüngerer Zeit in gegenständlicher und in abstrakter Bildsprache vollzogen haben.

© Schlossmuseum Murnau