KINDERKUNST

INSPIRIERT VON WASSILY KANDINSKY: "TREPPE ZUM SCHLOSS"

Im Juli freute sich die Kunstvermittlung über den Besuch einer vierten Klasse der Emanuel-von-Seidl Grundschule (Murnau) mit ihrer Lehrerin Frau Hößl. Die Gruppe konnte in einem dialogischen Rundgang hautnah Kunst erleben - ein einmaliges Erlebnis im doppelten Sinne: Denn das Ölbild "Treppe zum Schloß" hat eine bewegte Geschichte hinter sich, galt lange als verschollen und ist in der Sonderausstellung "Und morgen nach Murnau!" Meisterwerke von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky aus Privatsammlungen (06.07.-09.10.2022) nach über 100 Jahren erstmals wieder zu sehen - allerdings nur für kurze Zeit, weil es sich in Privatbesitz befindet und wahrscheinlich nach der Ausstellung wieder für lange Zeit hinter verschlossenen Türen verschwinden wird.

Die Kinder erfuhren, dass Wassily Kandinsky das Bild 1909 gemalt und danach noch auf Ausstellungen in Deutschland und den Niederlanden gezeigt hat, bevor sich seine Spur für ein Jahrhundert verlor... Nur eine Skizze und eine Abbildung in Schwarz-Weiß bewiesen, dass es das Bild tatsächlich gegeben haben muss. Auch fanden die Schüler:innen heraus, dass das Kunstwerk ganz in der Nähe entstanden ist und unter anderem das Gebäude zeigt, in dem sich heute das Schloßmuseum befindet. Hier waren wahre Detektiv-Blicke der Kinder gefragt, denn Wassily Kandinsky hat sein Motiv in bunten Farben und bereits erstaunlich abstrahierten Formen gemalt. Ein durch und durch rätsel- und zauberhaftes sowie vor allem inspirierendes Kunstwerk!

In der museumspädagogischen Werkstatt durften die Viertklässler:innen angeleitet von der Kunstvermittlerin Sabine Feldmeier-Langer schließlich selbst fantasievoll mit Farben und Formen spielen und Bilder mit Treppen oder Leitern gestalten. Gemeinsam forschten die Kinder zum Symbol der Treppe (zum Beispiel in der Traumdeutung). Sie fanden heraus, dass Treppen verschiedene Ebenen verbinden, dass man auf ihnen hinauf, aber auch hinunter gehen kann und dass es manchmal mühsam ist, die Stufen zu erklimmen. Dann durften alle ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Die Ergebnisse sind allesamt gelungen und zeigen in ihrer Unterschiedlichkeit, dass die Buben und Mädchen viel vom Geiste Kandinskys verinnerlicht haben, dem es wichtig war, nicht das zu zeigen, was das Auge sieht, sondern was man im Innersten in sich trägt, träumt oder fühlt.
© Schlossmuseum Murnau