Ausstellungskatalog
Schloßmuseum des Marktes Murnau, bearb. von Brigitte Salmen
Preis: 15,00 € zzgl. Versand
ISBN: 978-3-932276-34-7

Carl Spitzweg

(1808-1885)
Vor und hinter den Kulissen

31.07.2009 - 08.11.2009
m Jahr 1854 hielt sich der Münchner Künstler Carl Spitzweg (1808-1885) größtenteils in Murnau am Staffelsee auf, "wo es noch recht nette Badehüttchen gibt, dessen Wirtshäuser, namentlich die Post gut, ja ausgezeichnet und ausnehmend billig sind -". Wie auch an anderen Orten arbeitete der reisefreudige Maler und Zeichner in einer unverwechselbaren Weise, die ihm große Anerkennung und Beliebtheit verschaffte.

Im deutschen Sprachraum gibt es wohl kaum einen anderen Künstler des 19. Jahrhunderts, der im allgemeinen Bewußtsein so präsent ist wie Spitzweg. Seinen "Armen Poeten in der Dachkammer", den "Hypochonder" oder den "Bücherwurm" hat jeder irgendwann einmal gesehen, sei es im Original oder in Reproduktionen.Dies geht zurück auf seine ganz eigene Art der pointierten Schilderung kleinbürgerlicher Welten, die er ursprünglich wohl während seiner Tätigkeit als Apotheker in Straubing erfahren hatte, bevor er schließlich mit 28 Jahren zur Malerei fand.



Der überwiegende Teil seines Oeuvres erzählt von Lebensweisen und Marotten kleiner Leute, die er uns charakterisierend vorstellt und die er uns gerade wegen ihrer menschlichen Schwächen sympathisch erscheinen läßt. Damit ist allerdings noch nichts ausgesagt über Spitzwegs künstlerische Qualität, die auf maltechnischem Gebiet seinen hohen Rang beweist. Die Vielfalt der Bildthemen aus der privaten Welt der Kleinbürger ist gepaart mit den neuesten Erkenntnissen aus der sich damals rasch entwickelnden internationalen zeitgenössischen Naturmalerei, die er sich auf zahlreichen Studienreisen aneignete. Auch die mit ihm befreundeten Malerkollegen - insbesondere Eduard Schleich d. Ä. (1812-1874), daneben Dietrich Langko (1819-1896) u. a. - suchten und fanden zukunftsorientierte Anregungen für eine atmosphärische, impressionistische Naturwiedergabe auf ihren Reisen durch Frankreich, England und Holland.Thematisch ist also die Motivwelt Spitzwegs im gerade zu Ende gegangenen Biedermeier verankert, in maltechnischer Hinsicht ist seine Kunst nach vorn gerichtet und bringt zukunftsweisende Neuerungen, die bald auch in Deutschland Schule machen sollten. Die Ausstellung zeigt Gemälde und Zeichnungen des Künstlers, die seine thematisch typische und in der Malweise fortschrittliche Kunst unter dem Titel "Vor und hinter den Kulissen" eindrucksvoll schildern. Sie beginnt mit Darstellungen "Vor den Kulissen" - mit reinen Naturdarstellungen, Landschaftsbildern mit Staffage, dann Selbstdarstellungen und Auftreten verschiedenster Gruppen und Einzelpersonen in der Öffentlichkeit - und führt zu Darstellungen "Hinter den Kulissen" - d. h. mit Einblicken in die Theaterwelt und schließlich hin in die verborgenen Welten zurückgezogener Einzelgänger. In ihnen werden die charakteristischen Inhalte Spitzwegs in seiner hervorragenden und damals modernen Malweise präsentiert.Seine Malerei ist zugleich in den Zusammenhang gebracht mit Werken seiner Freunde und Nachahmer wie dem aus Murnau stammenden Philipp Sporrer.Eine weniger bekannte Seite Spitzwegs wird ebenfalls einbezogen: seine politischen und sozialkritischen Karikaturen, die er in den Jahren ab 1844 für die "Fliegenden Blätter" zeichnete, und seine Gedichte, denn: "abends tu ich dichten". Die Exponate kommen zum größten Teil aus einer Privatsammlung, dazu weitere Werke aus anderem Privatbesitz, von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München, der Staatlichen Graphischen Sammlung, München, dem Münchner Stadtmuseum und anderen öffentlichen Leihgebern.

Begleitend zur Sonderausstellung erscheint die CD "Und abends tu ich dichten..."  mit Gedichten von Carl Spitzweg, gesprochen von dem Schauspieler und Sprecher Hans Jürgen Stockerl, begleitet von der Zitherspielerin Berta Reißner. Die CD ist im Schloßmuseum Murnau, bei der Buchhandlung Gattner, in Murnau sowie beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, München, zum Preis von 15.- Euro erhältlich.

© Schlossmuseum Murnau