Carl Rabus
(1898 - 1983)
Malerei und Graphik
27.01.2006 - 19.03.2006
Der Maler und Graphiker Carl Rabus gehört zu einer Künstlergeneration, die von einschneidenden Veränderungen in Leben und Werk gekennzeichnet ist.
1898 in Kempten geboren, wuchs Rabus seit 1900 in München auf, wo er von 1916 bis 1918 an der Akademie der Bildenden Künste seine Ausbildung erhielt. Nach einem Jahr Militärdienst lebte er bis 1934 weiter in München, unterbrochen von einem Aufenthalt in Berlin in den Jahren 1923 bis 1927, wo er u. a. als Bühnenbildner für die Berliner Schaubühne tätig war.
Seine früh begonnene, vielversprechende und alsbald erfolgreiche künstlerische Arbeit, die durch die politischen Verhältnisse und durch den Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen wurde, war in den Anfangsjahren überwiegend der Graphik gewidmet. Für Zeitschriften wie "Jugend", "Eos" und "Der Orchideengarten" schuf er eine Vielzahl Zeichnungen, Radierungen sowie Holz- und Linolschnitte. Seit 1918 gestaltete er Buchillustrationen u. a. für Werke von C. M. Wieland, E. T. A. Hoffmann, Honoré de Balzac, Alfred Döblin, bei welchen Rabus sich einfühlsam am Stil der literarischen Vorlage orientierte.
Zeitgleich führte er Holz- und Linolschnitte in stark expressiver Formensprache aus. Diese knüpfen insbesondere eng an das Werk der "Brücke"-Künstler wie z. B. Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff an.In den 1920er Jahren stellte Carl Rabus in der Galerie Hans Goltz und der Galerie Thannhauser in München aus. Auf Reisen durch Italien, Frankreich, Spanien und Belgien widmete er sich in den 1930er Jahren auch der Landschaftsmalerei in Form von Rohrfederzeichnungen und Aquarellen.1934 zog er sich aus politischen Gründen nach Wien zurück, wo er bis 1938 blieb, um - wiederum politisch bedingt - mit seiner späteren Frau Erna Adler nach Brüssel zu ziehen. Dort wurde er verhaftet und für ein halbes Jahr in Südfrankreich interniert. Nach seiner Internierungszeit im Sommer 1940 im Arbeitslager St. Cyprien sur Mer, die er in zahlreichen Zeichnungen dokumentierte, verarbeitete er das Erlebte eindringlich in seinem "Passionszyklus" aus fünfzehn großformatigen Linolschnitten, die seine persönlichen Erfahrungen widerspiegeln. Als er 1944 Erna Adler, die er in Wien kennengelernt hatte, heiratete, wurde er erneut verhaftet und gefangengenommen. Doch auch in der Haft zeichnete Carl Rabus weiter - u. a. auf abgezweigten Werbeblättern für eine Kaffee-Ersatzmischung, die die Häftlinge zu Tüten zusammenkleben mußten.
Das Ende des 2. Weltkriegs bedeutete auch in seinem Werk eine künstlerische Zäsur. Wie viele Künstler seiner Zeit wandte er sich nun mit besonderer Intensität abstrakten Ausdrucksformen zu und schuf kraftvoll farbige Werke, in denen er eine konsequente formale Reduktion bis hin zu gegenstandslosen Kompositionen verfolgte. Er arbeitete dabei überwiegend mit geometrischen Formen. Zu einer bevorzugten Technik wurde dabei auch die Monotypie. Nach weiteren Lebensjahren in Brüssel und verschiedenen Studienaufenthalten in Deutschland ließ er sich zusammen mit seiner Frau 1974 in Murnau nieder, wo er 1983 starb. Die Ausstellung gibt einen Überblick über das vielseitige Schaffen eines Künstlers, der bereits zu Lebzeiten Anerkennung in Ausstellungen in Europa und in den USA gefunden hatte.
Neben Graphiken, Gemälden und Hinterglasbildern zeugen ebenfalls Fotografien und Dokumente von dem unermüdlichen Schaffen eines Künstlers, der mehr als einmal gezwungen war, einen Neuanfang zu wagen.