Wassily Kandinsky: "Klänge"
Lyrik - Bild - Klang
01.04.2004 - 11.07.2004
"Klänge" - Lyrik - Bild - Klang
"Ich wollte nichts als Klänge bilden. Sie bildeten sich aber von selbst. Das ist die Bezeichnung des Inhalts, des Inneren. Es ist der Grund, der Boden, auf welchem allerhand, teils von selbst, teils dank der Hand des berechnenden Gärtners wuchs...."
Wassily Kandinsky revolutionierte die Kunst des 20. Jahrhunderts, als er zu einer neuen, gegenstandsfreien Bildsprache fand.
Seine künstlerische Entwicklung der Jahre bis 1912 spiegelt sich beispielhaft in dem Buch "Klänge", dessen Inhalt und Gestaltung vollständig von Kandinsky geschaffen wurde, das seine umfangreichste dichterische Veröffentlichung ist.
Dieses1913 im Piper-Verlag in einer Auflage von 300 Exemplaren erschienene "Musikalische Album" enthält 38 "Prosagedichte" sowie 12 farbige und 44 schwarzweiße Holzschnitte, darunter bedeutende Themen wie "Lyrisches", "Zwei Reiter vor Rot", "Drei Reiter in Rot, Blau und Schwarz", "Weißer Klang", "Berge", "Improvisation 7", "Improvisation I", "Allerheiligen". Manche dieser Motive führte Kandinsky auch in Gemälden, Aquarellen oder Hinterglasbildern aus.
Neben einigen schon 1906 - 1907 geschaffenen Holzschnitten gestaltete Kandinsky den größten Teil dieser Werke während des Sommers 1911 in Murnau, wie er in seinen Briefen an Gabriele Münter schilderte. Somit sind diese graphischen Bilder und Vignetten nicht nur von großer allgemeiner kunsthistorischer Bedeutung, sondern sie stehen unmittelbar mit Murnau, dem Ort der Entstehung dieser Arbeiten, in Beziehung.
I
n der Verbindung dieser "Gedichte in Prosa" und den begleitenden Bildern bringt das Buch die synästhetische Sensibilität Kandinskys und sein Interesse an der Verknüpfung mit Kunstformen der Dichtung und musikalischen Elementen und Prinzipien zum Ausdruck, mit denen er seit 1908 parallel auch in Bühnenstücken wie "Gelber Klang", "Schwarz und weiß", "Violett" gestalterisch arbeitete.
Die von ihm verfaßten Prosagedichte in "Klänge" zeigen eine betont schlichte Sprache -im Gegensatz zur damaligen zeitgenössischen deutschen Lyrik. Kandinskys Gedichte beziehen sich auf Momente des Sehens und der Wahrnehmung genauer Details oder sie haben einen rein sprachlichen bzw. durch Wiederholungen speziell lautmalerischen Charakter, die einen "inneren Klang" hervorrufen sollen. Sie sind damit zugleich Ausdruck der theoretischen Vorstellungen Kandinskys.
Diese Gedichte Kandinskys, die er zuerst in Rußland veröffentlichen wollte und die unter dem Zeichen dortiger avantgardistischer Lyrik stehen, nehmen Prinzipien vorweg, die einige Jahre später dem Dadaismus zugrunde lagen.
Noch 1951 bewunderte sie Hans Arp: "In diesen Gedichten tauchen Wortfolgen und Satzfolgen auf, wie dies bisher in der Dichtung nie geschehen war. Es weht durch diese Gedichte aus ewig Unergründlichem."
Die Ausstellung vermittelt dieses künstlerische Zusammenspiel von Lyrik, Bild und Klang in farbigen und schwarzweißen, von eigener Hand gestalteten Holzschnitten Kandinskys, die, zum Teil mit seinen Druckanweisungen versehen, auch einen Einblick in die Druckvorgang des Buches geben.
Graphische Werke Kandinskys von 1907 ("Xylographies") und aus den 1920er Jahren erweitern das Spektrum seiner konsequent verfolgten künstlerischen und theoretischen Prinzipien. A
ufschlußreich sind auch beispielhafte Werke von Künstlerkollegen - etwa Paul Klee, Alexej Jawlensky, Heinrich Campendonk -, in denen auf jeweils eigene Weise musikalische Momente, "Klänge", einfließen.
Zur Ausstellung erschien ein Katalog.