Friedrich August von Kaulbach - Max Beckmann
"Ich kann wirklich ganz gut malen"
22.03.2002 - 23.06.2002
"Ich kann wirklich ganz gut malen"*
Friedrich August von Kaulbach - Max Beckmann
m Frühjahr 1924 lernte Max Beckmann (1884 - 1950) Mathilde von Kaulbach ("Quappi") kennen. Die jüngste Tochter des Münchner Malers Friedrich August von Kaulbach (1850 - 1920) wurde am 1. September 1925 seine zweite Frau.
Zu diesem Zeitpunkt war der "Malerfürst" Kaulbach bereits seit fünf Jahren verstorben.
In dem Sommerhaus der Familie in Ohlstadt, in dem die Witwe Frida von Kaulbach seit dem Tode ihres Mannes lebte, verbrachten Max und Mathilde Beckmann mehrere Aufenthalte, in deren Verlauf Beckmann das Atelier seines Schwiegervaters nutzte. So erstmals 1931, als die Angriffe von nationalsozialistischer Seite auf Beckmanns Malerei immer stärker wurden und das Paar den Sommer in Ohlstadt verbrachte.
Nach seiner Entlassung als Professor der Städelschen Kunstschule in Frankfurt, der die Übersiedelung nach Berlin folgte, verblieben sie die Sommermonate der Jahre 1933 und 1934 über ebenfalls in Ohlstadt. Hier entstanden u. a. die Landschaftsbilder "Mondlandschaft im Gebirge mit Schnee", "Gartenlandschaft im Frühling", "Blick aus dem Pavillon" sowie das "Selbstbildnis im großen Spiegel mit Kerze". Beckmanns längster und gleichzeitig letzter Aufenthalt fand 1935 statt.
Friedrich August von Kaulbach Hilde mit Gitarre, 1919 Heilbronn, Städtische Museen HeilbronnObwohl zwischen Friedrich August von Kaulbach und Max Beckmann eine ganze Malergeneration liegt und sie sich in Malstil und künstlerischer Auffassung wesentlich unterscheiden, zeigt die Gegenüberstellung ihrer Werke und Themenkomplexe interessante Parallelen. So schufen beide eine Vielzahl von Selbstbildnissen, Porträts von Familienangehörigen und der gehobenen Gesellschaft, in denen manche Berührungspunkte in Stil und Ausdruck aufscheinen.
Auch in dem Bereich der humorvoll-satirischen Zeichnung, in den beide auf unterschiedliche Weise Zugang fanden, lassen sich Entsprechungen feststellen. Und nicht zuletzt geben die in Ohlstadt und Umgebung entstandenen Landschaftsbilder dem Betrachter die Möglichkeit, Unterschieden und Übereinstimmungen in dem Blick auf ein und dasselbe Motiv nachzuspüren.
Die Ausstellung, die beide Künstlerpersönlichkeiten unter dem kaum bekannten familiären Aspekt zusammenführt, bietet einen aufschlußreichen Einblick in den spannungsreichen Wandel, der von einer konventionsgebundenen Sehweise des 19. Jahrhunderts zur expressiven Ausdruckskraft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte. Anhand zahlreicher Gemälde, Graphiken, Fotografien und Dokumente lädt die ungewohnte Konfrontation beider Künstler zu einem faszinierenden Gang durch Kunst- und Familiengeschichte ein.
* Max Beckmann, Tagebucheintrag, 7. Mai 1940 Begleitend zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.